Donnerstag, 27. Oktober 2011

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TV-Kritik "Anne Will": Klassenkampf mit Adelstussi - STERN.DE

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Ein Aufstieg war ihre Sendung zum Thema soziale Ungerechtigkeit und Chancengleichheit nicht: Anne Will© Jrg Carstensen/DPA

Die groe Talkshow-Offensive der ARD ist ein Reinfall, das ist kein groes Geheimnis. Schuld daran ist schon allein die Masse an Fernseh-Bla-Bla. Denn die insgesamt fnf Sendungen, die allein im Ersten jede Woche ber den Zuschauer hinwegrollen, graben sich gegenseitig die Themen ab. Eurokrise, das haben jetzt schon Jauch und Plasberg gemacht, auch Beckmann steigt auf das Megathema ein. Maischberger musste dafr beim Dauerbrenner "Mobbing" notlanden, und auch bei "Anne Will" musste man sich dringend was Interessantes einfallen lassen: "Irgendwas mit sozialer Gerechtigkeit, aber bitte keine Banker", so lautete vermutlich die Arbeitsanweisung an die Redaktion, schlielich konfrontiert die Moderatorin nur zu gern "die da oben" mit "denen da drauen". Am Ende wurde ein altbekanntes Thema aufgewrmt: "Einmal unten, immer unten - Aufstieg nur fr Reiche?"

Es folgte das Unvermeidliche: Ein Schaulaufen ehemaliger Underdogs, die allen Widrigkeiten zum Trotz gro rausgekommen sind. Klaus Wowereit etwa, das "fnfte Kind der Arbeiterwitwe Hertha Wowereit", der sich mit verschmitztem Lcheln und enormer politischer Skrupellosigkeit zum Regierenden Brgermeister von Berlin hochgebissen hat. Oder Herbert Henzler, ein unangenehm freundliches Alpha-Tier, der es vom Bauernsohn zum langjhrigen Europa-Chef von McKinsey brachte, jener Unternehmensberatung, deren Namensnennung allein schon einen Angestellten um seinen Arbeitsplatz frchten lsst. Das Credo von Henzler knnte direkt aus dem FDP-Parteiprogramm kommen: "Die Armut befindet sich nicht im Geldbeutel, sondern in den Kpfen."

Klassenkampfparolen einer Grfin

Der Schlagabtausch zwischen ihm und dem "Armutsforscher" Christoph Butterwege zhlt zu den Highlights einer ansonsten lausigen Diskussionsrunde. Hier der High-Potential, der Eigenverantwortlichkeit predigt und findet, dass die Durchlssigkeit des Systems in den "letzten Jahren dramatisch zugenommen hat". Da der Universittsprofessor, der auf strukturelle Defizite und Probleme hinweist: berforderte Eltern, die ihren Kindern weder Bildung noch Wissensdurst mitgeben. "Mittelschichtspdagogen", die Hauptschler notorisch unterschtzen und demotivieren. Dazu die ffentliche Hand, die lieber Exzellenz-Universitten und Privatschulen frdert, anstatt Lernmittelfreiheit zu gewhrleisten und Studiengebhren zu vermeiden. Und natrlich die Bedeutung von Beziehungsgeflechten, durch die sich eine grobrgerliche Oberschicht die wichtigsten Posten zuschiebt.

"Klassenkampfparolen" nennt Anna von Bayern solche Ausfhrungen und fgt sich damit ungewollt in die ihr zugedachte Rolle. Die Journalistin und Stanford-Absolventin ist keine Aufsteigerin von unten, sondern als geborene Sayn-Wittgenstein-Berleburg quasi mit goldenem Lffel in der Hand auf die Welt gekommen. Sie tauge aber nicht fr das Klischee "der verwhnten Adelstusssi", sagt sie, fr Bestnoten und Diplom habe sie schlielich hart arbeiten mssen. Und das merkt man ihr durchaus an, denn sie kann fast jede ihrer Aussagen mit einer Studie belegen. Immerhin: Sie benennt ein plumpsdummes Einspielfilmchen, in dem tendenziell angetrunkene Oberschichtler im Sylt-Urlaub ber Eliten schwadronieren, als das was es ist: "fast schon unseris" - und erntet dafr einen bitterbsen Blick von Anne Will.

Aus dem Container an den Ballermann

Htte man in der Sendung ernsthaft ber Aufstiegschancen diskutieren wollen, wren mehr Gste vom Schlage einer Katja Urbatsch ntig gewesen. Die Doktorandin, die aus einer Nichtakademiker-Familie stammt und ber ihre Webseite arbeiterkind.de Studienberatungen organisiert, kennt sich aus mit den Lebenswelten bildungsferner Schichten und all ihren Problemen. Doch stattdessen lud die Redaktion lieber Jrgen Milski ein. "Der Jrgen" aus dem ersten "Big Brother"-Container vor mehr als zehn Jahren, dessen grte Leistung darin besteht, seither nicht vollstndig in Vergessenheit geraten zu sein. Auch die Berufsfrohnatur meint, dass es hierzulande jeder schaffen kann, wenn er sich nur Mhe gebe. Das Schlimme daran ist, dass er nicht wie Henzler von fetten Jobs und hohen sechsstelligen Gehltern spricht, sondern von der Arbeit als Moderator bei Call-in-Shows und gelegentlichen Gesangsauftritten am Ballermann.

Die Sendung endet, wie die meisten Fernsehtalkshows: ohne nennenswertes Ergebnis. Die Kontrahenten einigen sich ohnehin nicht und so ist ein: "Ja ja, Chancen gibt es schon, aber es ist nicht einfach" der kleinste gemeinsame Nenner. Anne Will hatte dabei wahrlich nicht ihren besten Tag und wurde von Wowereit bei der Diskussion ber die "Bildungsmonitor"-Studie abgefertigt, als habe sie erst vor wenigen Tagen ihr Volontoriat begonnen. Man kann es mal deutlich sagen: Sollten die ARD-Oberen demnchst darber diskutieren, wie sie der unsglichen und immens teuren Talkshow-Flut im Interesse der Zuschauer Einhalt gebieten, wre "Anne Will" in der derzeitigen Form ein Streichkandidat. Bei allem Talent der Moderatorin. Das wre dann wirklich mal ein jh gebremster Aufstieg.



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