Time Warner will für Endemol eine Milliarde Euro zahlen

New York - Es fing an mit RTL-Sendungen wie der Mini-Playback-Show, spter folgte der Welthit Big Brother: Die niederlndische Produktionsfirma Endemol hat Fernsehgeschichte geschrieben. Doch auch die ruhmreiche Vergangenheit konnte das Unternehmen nicht davor bewahren, in Finanznot zu geraten. Endemol ist angeschlagen - und zum bernahmeziel fr den amerikanischen Medienkonzern Time Warner geworden. Spekulationen wurden nun von Time Warner besttigt.

Eine Milliarde Euro bieten die Amerikaner. Ein verlockendes Angebot, denn der Wert von Endemol ist nach Expertenschtzungen zuletzt stark gefallen. Das Unternehmen drcken enorme Schulden. Im Jahr 2007 kaufte ein Konsortium aus Mediaset, einer Sendergruppe aus dem Firmenimperium von Italiens Ministerprsident Silvio Berlusconi, der US-Investmentbank Goldman Sachs und der niederlndische Vermgensverwaltung Cyrte Investments Endemol. Wie bei solchen Geschften blich, bertrugen sie der Fernsehfirma die milliardenschweren Kredite, die sie aufnehmen mussten.

Doch dann erschtterte die Weltwirtschaftskrise die Fernsehbranche. Sie lie die Werbeeinnahmen ziemlich schrumpfen. Die Sender investierten zgerlich, orderten weniger Programm. Zwar war Endemol im vergangenen Jahr operativ profitabel, doch das Unternehmen tut sich zunehmend schwer, die Kredite zu bedienen. Derzeit verhandelt Endemol mit seinen groen Glubigern Goldman Sachs und Royal Bank of Scotland (RBS) ber eine Restrukturierung seiner verbliebenen Schulden in Hhe von zwei Milliarden Euro. Das erschwert die Sache fr Time Warner.

Denn die Banken stehen offenbar kurz davor, Kreditforderungen in Unternehmensanteile umzuwandeln. Sollte es dazu kommen, mssten sie entscheiden, ob sie ihre Beteiligung jetzt an Time Warner verkaufen oder auf ein besseres Angebot warten sollen. Branchenexperten halten es durchaus fr mglich, dass die Offerte von Time Warner nun auch andere Medienkonzerne auf den Plan ruft, und ein Bieterwettbewerb entbrennt.

Endemol selbst ging auf das bernahmeangebot aus Amerika nicht direkt ein. Ein Firmensprecher sagte lediglich: Unsere Verhandlungen mit unseren Glubigern dauern an. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Einigung erzielen werden, die uns auf ein stabiles Fundament stellt.

Fr Time-Warner-Chef Jeff Bewkes ist die Offerte Teil seiner Strategie, mit dem US-Medienkonzern strker als in der Vergangenheit international zu expandieren. Schon im vergangenen Jahr zahlte er 160 Millionen Dollar fr einen Mehrheitsanteil an der britischen TV-Firma Shed Media, die unter anderem die beliebte Reality Show Supernanny produziert. Auf dem amerikanischen Markt zhlt Time Warner bereits zu den fhrenden Fernsehproduzenten.